Heidelberg – 8. February 2011

Beate Weber meldet sich zurück

Beim SPD-Empfang sprach die Alt-OB erstmals wieder in großem Rahmen – und machte Wahlkampf

Von Micha Hörnle

Zum ersten Mal seit ihrem Abgang vor über vier Jahren hielt Ex-Oberbürgermeisterin wieder eine Rede in Heidelberg. Die Spannung war groß: Würde sie mit der Politik ihres Nachfolgers Eckart Würzner abrechnen? Würde sie ihre 16 Jahre als OB bilanzieren? Und, vor allem: Wie geht es ihr eigentlich? Letztere Frage lässt sich schnell beantworten: Ihr geht es wieder gut. Nach einer schweren Krankheit und Chemotherapie hat sie sich gut erholt, mittlerweile sind ihr sogar Locken gewachsen, die sie vorher nie hatte. Und der alte Elan war wieder da, als sie gestern 40 Minuten lang beim „Frühlingsempfang“ der Heidelberger SPD sprach.

Und zwar derart, dass sich die gut 200 Genossen nach ihrer Rede von den Stühlen erhoben und ihr stürmisch applaudierten. Das sagt manches über das politische Klima in der Stadt und der Partei aus – zumal es die SPD mit Weber (und umgekehrt) auch nicht immer leicht hatte. Es gibt aber durchaus so etwas wie eine Sehnsucht nach den Weber-Jahren.

Gestern war Weber ganz Genossin – schließlich wurde sie für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt –, ließ sich aber nicht dazu verleiten, die Politik ihres Nachfolgers Würzner zu kritisieren: Schon ihr Vorgänger Reinhold Zundel hielt sich nach seinem Abschied aus der Kommunalpolitik heraus, und so tut sie es auch. Bis auf zwei Ausnahmen: Den Bürgerentscheid gegen den Verkauf der Emmertsgrund-Wohnungen 2008 hatte sie mit ihrer Unterschrift genauso unterstützt wie den gegen die Erweiterung der Stadthalle 2010.

Eigentlich wollte sie „nicht nur über die OB-Zeit reden“, tat es aber dann doch über weite Strecken – auch weil ihre Politik als OB in dem wurzelte, was sie vor 40 Jahren in die Politik und in die SPD trieb: Der Kampf um mehr Demokratie und Bürgernähe um Gleichberechtigung, Kinderbetreuung und Umweltschutz – und der ewige Kampf um die Bildung, bei der Weber in Baden-Württemberg einfach keine Änderung sieht: „Es ist zum Verzweifeln.“

Aber dann war sie auch bei der Bilanz ihrer 16 Jahre im Amt: „Diese Jahre waren für mich großartig.“ Auch wenn der Anfang schwierig war, denn die Vorbehalte gegen sie waren ziemlich stark: „Frau, Umweltschützerin und Lehrerin – das alles war für manche schon zu viel.“ Und dann wettete ihr Vorgänger Zundel auch noch um eine Kiste Rotwein, dass unter Weber die Stadt innerhalb von drei Jahren pleite sein würde. Eine Wette, die er verlor; die Kiste Wein teilte sie sich dann mit der Stadtkämmerei.

Ihre Schwerpunkte als OB konnte man schon als eine versteckte Kritik an Würzner lesen: die Bürgerbeteiligung zum Beispiel: „Dafür haben wir kein Konzept entwickelt, wir haben es einfach gemacht“ – nämlich „auf gleicher Ebene mit dem Bürger zu kommunizieren und ihm auch wirklich zuzuhören“. Oder die „Stadt als Ganzes zu sehen“ und nicht nur an die Entwicklung der Altstadt zu denken. Aber Weber war gestern auch Wahlkämpferin für ihre Partei, die sich mit Schwung an Stefan Mappus rieb. Und da diese Verve der SPD-Landtagskandidatin Anke Schuster nutzte, bedankte sie sich artig: Schließlich war es Weber, die die Studentin Schuster 1991 in die SPD eintreten ließ – nachdem diese sie in der Stadthalle als OB-Kandidatin reden gehört hatte: „Da steht eine Frau, die Visionen hat, und die lebt, was sie sagt.“ Und Weber meinte knapp: „Ich würde es wieder so machen.“ Sie ließ offen, ob sie ihre SPD-Mitgliedschaft meinte oder ihre Amtszeit als OB.

Seit gestern hat die Heidelberger SPD übrigens ein neues Mitglied: Webers Mutter, Uta Asher, trat ein. Mit 88 Jahren. Weber freut es, schiebt aber nach: „Ich habe sie nicht geworben.“